Samstag, 25. Januar 2020

Cuenca

Erst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass schon so lange nichts mehr auf diesem Blog kam, aber ich hatte in den letzten Wochen und Monaten sehr viel zu tun, auf der Arbeit gab es viel Stress und noch dazu sind mir so gut wie alle technischen Geräte kaputt gegangen, sodass ich überhaupt keine Möglichkeit gehabt hätte etwas hochzuladen. Die letzten Wochen war ich dann im Urlaub und hatte kaum Internet.
Aber jetzt erst mal ein verspätetes frohes neues Jahr und los geht's!

1.Tag: Altstadt und Turi

Eigentlich hatte uns der Sohn unserer Nachbarn (mit denen wir mittlerweile echt gut befreundet sind) schon Anfang Oktober zu sich nach Cuenca eingeladen, aber aufgrund der Streiks und Unruhen (mehr dazu im nächsten Post) war das dann nicht mehr möglich. Als sich Anfang November aber nochmals, aufgrund eines Feiertags nach einem Wochenende, eine gute Gelegenheit auftat, mussten wir aber zugreifen. Freitag Abend nahmen wir also den Nachtbus und kamen, nach guten 11 Stunden Fahrt, Samstag früh relativ fertig in Cuenca an. Also ich war zumindest fertig und müde, weil ich im Bus kaum schlafen konnte. José erwartete uns bereits am Busbahnhof und zusammen ging es dann erst mal in seine WG, in der wir uns umzogen und frühstückten. Da die WG sehr zentral lag, konnten wir zu Fuß in die Altstadt laufen und waren auf dem Weg schon fasziniert von der schönen Stadt. Mir kam es so vor, als wäre ich in ein anderes Land gereist, denn Cuenca war so ganz anders, als das, was ich bisher von Ecuador kennen lernen durfte. Wir befanden uns in der drittgrößten Stadt Ecuadors  auf ca. 2500m Höhe. Meiner Meinung nach hat Cuenca ein bisschen etwas europäisches, aber so wirklich beschreiben kann ich es nicht. Man muss es einfach gesehen haben!!!
Da wir gerade zu den sogenannten ferías de Cuenca da waren (wegen der Unabhängigkeit Cuencas am 3. November gab es einige Festlichkeiten und Konzerte in dieser Woche), gab es viele Straßenstände mit Essen, Kleidung, Schmuck und sonstigen Besonderheiten (Bild 1). Außerdem bestaunten wir Kirchen und Museen in der Altstadt, die sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt (Bilder 2-8). Nach einer kurzen Pause in einem Park, ging es in das Museo Pumapungo bzw. in dessen Park (Bilder 9 und 10). Es ist ein Zentrum für Anthropologie, Archäologie, Ethnographie, Kunst, Dokumentation und audiovisuelle Medien mit freiem Zugang zum Wissen über die Kulturen und Menschen, die in der ecuadorianischen Geografie leben. Da wir aber kurz vor dem Schließen des Museums da waren, hatten wir leider nicht so viel Zeit uns alles in Ruhe anzuschauen.
Danach warteten wir auf José's Cousin, der uns mit seinem Auto nach Turi brachte. Dies ist eine Gemeinde im Kanton Cuenca und liegt auf einem Hügel mit öffentlichem Park, von wo aus man ganz Cuenca überblicken kann (Bilder 11-13). Von dort aus hat man eine unglaubliche Aussicht und es gibt viele touristische Aktivitäten wie eine Riesenschaukel oder einen sich überschlagenden Ball, die wir natürlich ausprobieren mussten (Bilder 14 und 15). Außerdem gab es auch viele Souvenirläden und Straßenstände. Abends aßen wir dann etwas von den Ständen der fería und danach liefen wir zum Musikfestival (Video 1), wo wir auch italienische Freiwillige trafen, die mit uns zusammen arbeiten. Da eine der italienischen Freiwilligen am nächsten Tag Geburtstag hatte, feierten wir mit viel Karaoke und Salsa in ihren Geburtstag rein und als wir wieder in der WG waren, hatte José die Idee ein Zelt im Wohnzimmer aufzuschlagen, worin wir dann geschlafen haben. Generell war die WG sehr minimalistisch und ohne jegliche Möbel, sodass sich im Wohnzimmer beispielsweise nur Sitzkissen befanden, was aber für mich persönlich auch ein besonderes Flair hatte.



















2.Tag: Campen im Nationalpark Cajas

Am nächsten Morgen holte uns wieder José's Cousin ab und wir fuhren in den Nationalpark Cajas, welcher ein geschütztes Moorland in den südlichen Anden von Ecuador ist. Er befindet sich 33 km nordwestlich der Stadt Cuenca und hat eine Fläche von über 28.000 Hektar. Dieser Park ist eines der 50 Schutzgebiete des Nationalen Systems der Schutzgebiete (SNAP) des Landes und besitzt mehr als 1000 Gewässer, darunter 235 gut abgegrenzte Lagunen, die sich über seinen ausgedehnten Tälern befinden.
Zuvor hielten wir aber noch an einem Supermarkt um Proviant einzukaufen, da wir nicht wussten ob es dort etwas zu Essen gab.
Im Nationalpark angekommen, kletterten wir zuerst auf einen 4.200m hohen Aussichtspunkt, von wo aus man schon einige Lagunen sehr gut sehen konnte (Video 2 und Bilder 16-20). Später aßen wir Mittag in einem Café (ja es gibt dort eine Möglichkeit etwas zu Essen, haben wir dann auch herausgefunden) und verabschiedeten uns dann von seinem Cousin. Mit Campingsachen bepackt liefen wir um die Laguna Toreadora um einen guten Platz zum Campen zu finden (Bilder 21-24). Nach dem Zeltaufbau, ging es Holz für ein Lagerfeuer suchen und dann kraxelten wir noch auf einen hohen Berg in der Nähe (Bilder 25-27). Aufgrund des Nebels wurde es aus dem Sonnenuntergang zuschauen leider nichts, aber der Blick auf die Lagune war einfach unbeschreiblich schön. Als wir im Dunkeln unser Zelt wieder gefunden hatten, versuchten wir sehr lange ein Lagerfeuer zu entfachen. Als das Holz einigermaßen brannte (Bild 28), packten wir unseren Proviant aus und kreierten unseren ganz eigenen Lagerfeuer-Snack. Nachdem es immer kälter wurde und auch langsam das Regnen anfing, zogen wir uns ins Zelt zurück, zogen alles an was wir dabei hatten und kuschelten uns in unsere Schlafsäcke. Trotzdem war es die ganze Nacht lang nass und ich habe sehr gefroren.



















3.Tag: Museentour

Gegen 8 Uhr morgens brachen wir auf und liefen die andere Hälfte um die Lagune zurück zum Café, wobei wir auf dem Weg einen ausgeschilderten Campingplatz fanden...
Da wir noch Proviant übrig hatten, gab es unseren leckeren Snack dann nochmal zum Frühstück und danach brachen wir auch schon wieder auf und fuhren mit dem Bus zurück in die WG. Man hätte in Cajas natürlich noch viel länger bleiben können, denn wir hatten nur einen kleinen Bruchteil von dem riesengroßen Nationalpark gesehen, aber wir mussten am nächsten Tag schon wieder arbeiten. Nichts desto trotz war das von uns allen bisher unser Lieblingsort in Ecuador, denn diese scheinbar unendlich große Lagunenlandschaft ist einfach unbeschreiblich und löste bei mir ein Gefühl reinen Glückes und der Freiheit aus.
In der WG duschten wir uns und danach gingen wir chinesisch Essen. Dann schlenderten wir über den Markt und wollten uns anschließend einige Museen ansehen, jedoch hatten alle die wir anpeilten zu (hätte man sich auch denken können, ist ja schließlich Feiertag...). Also liefen wir noch ein bisschen durch die Stadt (Bilder 29 und 30) und fanden tatsächlich noch eine Ausstellung von mexikanischer Kultur (Bild 31), was ganz interessant war. Später setzten wir uns noch in ein Café um den Tag ausklingen zu lassen. Bevor es aber wieder zurück nach Ibarra ging wollten wir unbedingt noch einen Colada Morada trinken, denn das ist das typische Getränk des Día de los Difuntos (Allerseelen) am 2. November. An diesem Tag geht man traditionellerweiße auf den Friedhof und bringt den Verstorbenen Blumen und trinkt eben Colada Morada und isst dazu Guagua (quechua für Kind) de Pan. Deshalb gibt es dieses marmeladenartige dickflüssige Getränk mit Früchten zu dieser Zeit überall zu kaufen. An diesem Tag erwischte ich leider nur einen verbrannten Colada Morada, aber am Día Weltwärts (siehe letzter Post) hatten wir ja nochmal das Vergnügen ihn zu trinken und sogar zu lernen wie man ihn zubereitet.
Und dann saßen wir auch schon wieder im Nachtbus zurück nach Ibarra und auch wenn ich durch zwei Nächte im Bus und zwei im Zelt kaum etwas geschlafen habe, war ich trotzdem glücklich, denn diesen wunderschönen Ausflug werde ich mit Sicherheit noch lange in Erinnerung behalten!