Freitag, 4. Oktober 2019

Erste Ausflüge

Otavalo

An unserem ersten Wochenende ging es für uns in eine Stadt südwestlich von Ibarra, mit dem Auto ungefähr eine halbe Stunde entfernt - mit dem Bus sind wir natürlich deutlich länger unterwegs gewesen. Otavalo ist wegen seines großen farbenfrohen Marktes auf der Plaza de los Ponchos (Bild 1, Video 1 und 2) ein beliebtes Touristenziel. Die vielen índigenas (Ureinwohner) verkaufen handgefertigten Schmuck und Töpfereien und es gibt Unmengen an Ponchos, Pullis, Taschen in allen Farben und Größen sowie Gemälde und allen möglichen Kleinkram von Traumfängern über Anhänger bis hin zu Ukulelen sowie Decken und Hängematten und so weiter und so fort. Einfach ein riesengroßes Angebot und so viele Stände, dass man gar nicht sieht wo der Markt eigentlich anfängt und wo er aufhört. Zudem waren wir an einem Samstag dort, wo der Markt noch viel größer ist als sonst und es auch schon in diversen Nebenstraßen Stände zu finden gibt. Es gab so viele schöne Sachen, dass ich am liebsten alles gekauft hätte, aber da Otavalo nicht so weit weg ist von uns, dachte ich mir, ich werde sicherlich noch öfters die Gelegenheit haben mir etwas zu kaufen. Und so kam es auch, denn schon zwei Wochen später zeigten wir unseren Freunden aus Quito den Markt, als sie uns besuchten. Immer wieder wurden wir von Leuten angesprochen, wo wir her kommen und was wir hier machen und mit einem Verkäufer, von per Hand angefertigtem Schmuck, haben wir uns auch schon angefreundet. Bei unserem ersten Besuch wurden wir auch gleich mehrmals von verschiedenen Gruppen von Schülern auf Englisch für ein Schulprojekt interviewt - ich wette die waren alle aus der selben Klasse und ich wäre schon echt gerne dabei gewesen, wenn sie alle ihre Videos im Unterricht zeigen und wir auf fast allen Filmen auftauchen :)
Aber auch ohne dieses Projekt, merkt man, dass die Leute dort sehr interessiert an einem sind und sich mit einem unterhalten wollen. Man sollte also für einen Ausflug zum Markt nicht nur wegen der großen Auswahl viel Zeit mitbringen!
Außerdem waren wir auch einen Abend auf der feria de Otavalo, was man als eine Art Stadtfest bezeichnen kann. Diese gibt es hier für fast jede Stadt und sie werden sehr groß über mehrere Tage mit Paraden, Jahrmärkten und Konzerten gefeiert. Nach ein paar Mal nachfragen fanden wir schließlich den Park, in dem sich an diesem Abend das Geschehen abspielte, das aus einem Live-Orchester und traditionellen Tänzen (Video 3) bestand. Zwischendrin wurde immer mal wieder etwas zur Geschichte Otavalos erzählt und die Stadt wurde extrem gefeiert und hochgelebt. Nach knapp zwei Stunden wurden wir langsam müde und beschlossen zurück zu gehen. Am Busterminal mussten wir erschrocken feststellen, dass der sonst mit Bussen, Menschen und Taxen überfüllte Platz komplett leer gefegt war und nicht ein einziges Taxi zu sehen war. Also liefen wir ein Stück Richtung Ibarra bis wir irgendwann zum Glück auf ein Taxi trafen, dass uns nach Hause brachte.







Lagunas de Mojanda

Unser erster richtiger  WG-Ausflug führte uns zu den Lagunen in der Nähe von Otavalo, die von Vulkanen umzingelt sind. Direkt nach dem Frühstück machten wir uns also wie am Vortag auf den Weg nach Otavalo und fuhren von dort aus mit dem Taxi zur Größten der drei Lagunen. Allein der Weg mit dem Taxi war schon ein Abenteuer für sich, denn die Fahrt dauerte 40 Minuten und es reichte nicht, dass die "Straße" durchgehend aus Kopfsteinpflaster bestand. Nein! Der Weg war auch größtenteils kaputt, viele große Steine ragten hinaus und es gab viele Schlaglöcher, was den Taxifahrer aber kaum zu interessieren schien. Dieser brauste mit Vollgas darüber und überholte auf der engen Straße nach oben auch noch drei Autos. Heil oben angekommen zogen wir erst einmal unsere Jacken an, denn auf 4267m ist es schon etwas kälter. Innerhalb der nächsten vier Stunden umrundeten wir die Lagune, aber was wir auf diesem Weg alles erlebten, hätte wahrscheinlich keiner von uns vorher erwartet. Wir durchliefen alle Naturschauspiele, die man sich nur vorstellen kann. Alles fing ganz harmlos mit einem normalen Weg an. Schnell stellte sich aber heraus, dass es kleine Sandstürme gab, die unter anderem von vorbeifahrenden Autos und dem Wind aufgewirbelt wurden. Mit einer unglaublich schönen Aussicht auf Berge und die Lagune (Bild 2) war circa ein Drittel der Strecke einigermaßen schnell geschafft. Das vermeintliche Café dort, entpuppte sich als Campingplatz mit Klo ohne Klopapier und einem Infektionsmittel statt einem Desinfektionsmittel. Ab dort ging das Abenteuer dann richtig los, weil es keinem richtigen Weg mehr gab. Wir fingen also an, durch hohes Gras zu stapfen (Bild 3 und 4), welches größer war als wir selbst und bei dem der Boden nicht wirklich sichtbar war, durch einen Wald zu marschieren und zu klettern um allen möglichen Ästen auszuweichen, durch Sümpfe zu latschen, bei denen mein Schuh einmal stecken geblieben ist und die ganze Brühe trotz hoher Wanderschuhe in meinen Socken gelaufen ist und auf Berge hochzukraxeln (Video 4), weil wir sonst hätten schwimmen müssen um weiterzukommen. Aber es hatte sich gelohnt, denn die Aussicht von den Bergen auf die Lagune war unbeschreiblich schön. Weiter ging es an der Klippe durch hohes Gras (Video 5), was uns gut einen halben Meter vom Absturz bewahrte. Schließlich kamen wir am Wasser an, sprangen über ein paar Flüsse und kamen erschöpft und dreckig wieder am Ausgangspunkt (Bild 5 und 6) an. Da wir vergessen hatten, dem Taxifahrer zu sagen, dass er uns auch wieder abholen soll und es dort oben keinen Empfang gab, standen wir erst mal ein bisschen blöd da. Zum Glück fanden wir einen netten Herrn der uns wieder zurück nach Otavalo brachte. Von dort aus nahmen wir dann den wahrscheinlich letzten Bus nach Ibarra und zurück in der WG konnten wir uns unter einer schönen kalten Dusche von den Überresten des Abenteuers befreien.









Cascada de Peguche

Mit den Freiwilligen aus Quito machten wir einen Ausflug zu dem Wasserfall in der Nähe von Otavalo. Also ging es wieder einmal erst mit dem Bus nach Otavalo und dann liefen wir zu Fuß. Dieses Mal wurden wir auch noch von zwei Brüdern begleitet, die wir hier schon kennengelernt haben. Es war ein schöner Waldweg über eine Hängebrücke bis zum 30m hohen und 6m breiten Wasserfall. Dort setzten wir uns kurz, bestaunten die Natur und natürlich die Kaskade und machten uns dann auch schon wieder auf den Rückweg nach Otavalo. Ein kurzer aber wunderschöner Ausflug und wir haben uns fest vorgenommen beim nächsten Wasserfallbesuch unsere Bikinis mitzunehmen. Gesagt, getan, aber mehr dazu in meinem Bericht über unseren Ausflug nach Mindo, der hoffentlich bald folgt.





Guayabillas

So nennt sich der Berg direkt neben unserer Wohnung, den wir mit unseren Nachbarn, drei kleinen Geschwistern, auch schon in Angriff genommen haben. Nach dem Mittagessen ging es los und nach ein paar Straßen standen wir auch schon vor einem steilen Anstieg. Der Weg war nicht sehr weit, aber der starke Anstieg ließ uns in der Mittagshitze schon etwas schwitzen und außer Puste kommen. Schon nach 30 Minuten hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf unsere Stadt. An einem kleinen Häuschen machten wir kurz Pause und liefen dann einen kleinen Umweg über einen "Zoo", der eigentlich nur aus Hunden bestand, bis zu einem Spielplatz. Von dort aus sah man auch den Arcángel (Erzengel) San Miguel, Schutzpatron der Stadt, zudem wir aber nicht mehr hin gingen, weil die Kinder nach Hause mussten. Also liefen wir einen anderen Weg durch den Wald zurück.





Museum und Mirador Arcángel San Miguel

Freitag der 13. der Tag der voller Pech angefangen hat, aber dann doch noch sehr schön endete. Ich musste an meinem eigentlich freien Tag trotzdem zum Wochentreffen in der Arbeit erscheinen. Also marschierte ich die 40 Minuten zur Arbeit, wartete dort wie immer eine Stunde bis es los ging (ecuadorianische Pünktlichkeit und so...), musste dann aber feststellen, dass keiner kam und wurde deshalb von der gerade arbeitenden Erzieherin wieder nach Hause geschickt. So kann man einen freien Vormittag also auch mal verbringen. Aber der Tag besserte sich schlagartig. Am Nachmittag trafen wir uns mit Freunden zum Eisessen. Anschließend wollten sie uns die Stadt etwas näher bringen und überzeugten einen Wächter, fünf Minuten vor Schließung, uns doch noch schnell ins Museum (Museo y centro cultural Ibarra) zu lassen. Was zur Folge hatte, dass der Wächter uns die ganze Zeit hinterher gelaufen ist und nach uns alle Räume abgesperrt hat. Trotzdem war es sehr schön die ganzen Malereien sowie Töpfe und Waffen der índigenas zu sehen und ein Foto mit Simón Bolívar (vorletztes Bild) zu machen. Danach lud uns eine Freundin noch auf Quimbolitos (ecuadorianische Spezialität, ungefähr mit einem Grießkuchen zu vergleichen und definitiv eine große Empfehlung!) ein und nachts waren ihre Eltern so lieb und fuhren uns durch die Stadt um weitere traditionelle Speisen zu probieren und schließlich zum Erzengel San Miguel hoch zufahren. Das Tor war um die späte Uhrzeit leider schon zu, aber die Aussicht war trotzdem mega schön und das wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir unseren Schutzpatron besucht haben. Alles in allem also ein Freitag der mit viel Pech angefangen hat, aber wunderschön endete.









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